Rainer Tittelbach Brock in Lebensgefahr. Der von Heino Ferch gespielte Psychologe, dessen Rat die Wiener Kripo in schwierigen Situationen gerne einholt, gerät in einen polizeiinternen Korruptionsfall, der einige Jahre zurückreicht. „Wut“ (ZDF / Aichholzer Filmproduktion), die siebte Episode aus der Reihe „Spuren des Bösen“, korrespondiert mit der ersten aus dem Jahr 2011. Filmisch aber gehen Prochaska, Ambrosch & Co auf ihrem radikalen Weg der (narrativen) Reduktion und (formalästhetischen) Abstraktion noch einen Schritt weiter als zuletzt bei „Begierde“. „Wut“ verweigert sich den Sehgewohnheiten – durch eine Ästhetik der Dunkelheit und durch eine alptraumhafte Erzählung aus Andeutungen, Stimmungen und starken Bildern. Das ist konsequent, hat Stil, das verlangt Augen und Ohren des Zuschauers aber auch viel ab. Foto: ZDF / Petro Domenigg Das jahrelang Verdränge will endlich raus aus Polizistin Petra (Sabrina Reiter). Ihr Vater Richard Brock (Heino Ferch) kann ihr nur theoretisch beistehen – mit Worten statt emotionaler Hilfe. Stattdessen nutzt er ihre Erinnerung für den aktuellen Fall. Richard Brock (Heino Ferch) steht auf der Abschussliste. Der Psychologe, dessen Rat die Wiener Kripo in schwierigen Situationen gerne einholt, gerät in einen polizeiinternen Korruptionsfall. Der Streifenpolizist Manfred Reiser (Tobias Moretti) soll seinen Sohn erschlagen und einen Kollegen erschossen haben. Spuren des Bösen - Wut am um 20:15 Uhr im TV-Programm von ZDF bei TV DIGITAL. Dienststellenleiter Gerhard Mesek (Juergen Maurer) ruft Brock an den Tatort: eine Siedlung, in der vornehmlich Polizisten wohnen, Menschen, die sich das Leben hier eigentlich gar nicht leisten können – außer, sie halten die Hand auf. Reiser ist offenbar einer, der sich hat kaufen lassen und bei dem sich jetzt das Gewissen gemeldet haben könnte. Der ehemalige Berufssoldat ist auf der Flucht, befindet sich aber noch in der Siedlung, die er kennt wie seine Westentasche; er hat noch Rechnungen offen. Brock bezweifelt dennoch, dass Reiser ein Mörder ist. Was, wenn andere Polizisten wie Stadler (Matthias Hack), Schober (Werner Brix) oder der zu Tode gekommene Erich Hofer den ungeliebten Kollegen ausschalten woll(t)en, weil ihnen dessen Bereitschaft zur öffentlichen Reue auch selbst ein paar Jahre Knast einbringen würde. Auf die Idee, dass die Taten von heute auf einen Fall von vor sieben Jahren zurückgehen, die „Sandog“-Affäre, kommt Brock, als seine Tochter Petra (Sabrina Reiter) am Tatort eine Panikattacke erleidet. Sie ist damals als unerfahrene, junge Polizistin von Sektionschef Stefan Merz (Erwin Steinhauer), der mehrere Morde begangen hatte, angeschossen worden. Jetzt bricht das Verdrängte bei ihr auf, bringt ihren Vater auf eine heiße Spur, aber auch in Lebensgefahr. Foto: ZDF / Petro Domenigg Die Wiener Polizei gibt höchste Sicherheitsstufe vor. Gleich in der zweiten Szene stürmt eine Spezialeinheit die Wohnung des noch schlafenden Brock (Ferch). Grund: Der Flüchtige hat ihn in der Nacht angerufen. Der Ausnahmezustand hat allerdings einen anderen Grund: Die in einen Korruptionsfall verstrickten Bullen sind nervös. Die erste Szene mit Brock gibt das Thema des Films vor: Die Hauptfigur ist in Gefahr! Ein Gesicht schält sich aus dem Schwarzbild. Zwei Männer sitzen in einem Auto; das Dunkel der Nacht lässt ihr Aussehen nur erahnen. Inszeniert sind sie wie Auftragsmörder, später wird sich rausstellen, dass sie Polizisten sind. Man glaubt, die Konturen einer friedlich aufgebahrten Leiche zu erkennen. Und da ist wieder dieser eine Mann. Es kommt Bewegung ins düstere Szenario. Schüsse fallen. Jemand wird getroffen. Der Einzelgänger verbindet sich eine Wunde. „Wut“, die siebte Episode aus der Reihe „Spuren des Bösen“, beginnt filmisch faszinierend. Die narrative Rätselstruktur wird quasi auf die Bildebene übertragen. Besonders spannend ist die Szene nicht, dafür erkennt man zu wenig im Bild, und außerdem weiß man noch nichts von der Geschichte, um Anteil nehmen zu können. Die Wirkung ist vor allem atmosphärischer Natur. Dieses Intro tastet sich langsam vom Visuellen an die Narration heran – und gleichsam sind diese fünf Minuten Sinnbild sowohl für das Erzählte als auch die Erzählweise des gesamten Films. Die „Dunkelheit“ müsse endlich verschwinden, die Wahrheit müsse „ans Licht kommen“, appelliert auf der Zielgeraden dieses von Melvilleschem Existentialismus durchdrungenen Krimidramas der Held an den möglichen Kronzeugen. Diese Steilvorlage von Autor Martin Ambrosch (Grimme-Preis für den „Tatort – Angezählt“) nahmen Regisseur Andreas Prochaska und Kameramann Thomas Kürzl mit ihrem ästhetischen Spiel mit der Dunkelheit gekonnt auf. Und so dreht „Wut“ die Spirale der Abstraktion, die so typisch ist für diese ORF-Reihe, noch eine Windung weiter, obwohl man schon bei „Begierde“ den Eindruck hatte, damit sei der Höhepunkt an formaler Reduktion, ja fast schon Dekomposition, erreicht. Foto: ZDF / Petro Domenigg Brock hält Reiser (Tobias Moretti) für suizidgefährdet, dass er ein Mörder ist, bezweifelt der Psychiater. Aber offenbar hat er noch Rechnungen zu begleichen. Einigen Zuschauern wird diese „neue Unübersichtlichkeit“ sicherlich nicht mehr so gut gefallen wie frühere „realistischere“ Episoden der Reihe. Dieser Film verschließt sich bewusst und konsequent. So wie sich Brock immer mehr aus der Welt zurückzieht, einer Welt, die er immer weniger erträgt. Und so wie sich Tobias Morettis Antagonist rausnehmen will aus einem für ihn unerträglich gewordenen Spiel. „Wut“ verweigert sich den Sehgewohnheiten – nicht nur durch seine Ästhetik der Dunkelheit, die alles im Leben wie im Film zu einer Frage der Wahrnehmung macht und in der Räume surreal verschwimmen; auch die Geschichte (die Psychologie, das Verbrechen) wird nicht nach den Regeln der Krimilogik hergeleitet und schon gar nicht erklärt. Foto: ZDF / Petro Domenigg Brock (Ferch) ist schwer angeschlagen. Dienststellenleiter Gerhard Mesek (Juergen Maurer) hat ihn zu dem schweren Fall hinzugezogen. Das war offenbar ein Fehler. Rainer Tittelbach arbeitet seit 30 Jahren als TV-Kritiker & Medienjournalist. Er ist Grimme-Juror & FSF-Prüfer. Seit 2009 betreibt er tittelbach.tv. Sie können den fernsehfilm-beobachter unterstützen: Werden Sie oder Sie oder kaufen Sie bei amazon, indem Sie von, vom amazon-Button oder von jedem beliebigen DVD-Cover dorthin gelangen. • Kaufen bei und tittelbach.tv unterstützen • o je, ein Winterloch! • • Bisher gab es eine Anzeigenflaute nur im Sommerloch. Nie hätte ich gedacht, dass es auch mal ein Winterloch geben würde. 2018 haben wir es. Zu viele TV-Filme sind durchschnittlich, dadurch ist das Anzeigen-Geschäft stark rückläufig. Mit über 1000 € in den roten Zahlen ist tittelbach.tv im Januar, im Dezember sah es kaum besser aus und auch das Februarprogramm verspricht kaum Besserung. Da wäre es schön, wenn die, die die Seite regelmäßig nutzen, mit in die Bresche springen könnten. Ich sage schon mal danke! • 'Tatort' kolossal •. 'Kästner & der kleine Dienstag' • 'Das Pubertier' ( / ), 'Zarah' ( / ) und 'Schuld – nach von Schirach' (Kritiken: + + + / ) Crime, Thrill, Krimidramen • 'Tatort – Der Irre Iwan' ( / ) • 'Tatort – Unter uns' ( / ) • 'Spuren des Bösen – Schande' ( / ) • 'München Mord – Wo bist du, Feigling?' 'Polizeiruf 110 - Schuld' / Foto: BR • neu. Für meinen Geschmack ist Gangloffs Kritik noch viel zu freundlich. Bisschen jünger, bisschen moderner, aber die Geschichten sind immer derselbe Quark. Dieses Degeto-Elend hatten wir doch schon jahrelang. Was tut man nicht alles für ein paar Prozentpunkte bei den Einschaltquoten?! Haben wir woanders nicht schon genug Populismus? Und anschließend gibt es – wohl um das schlechte Gewissen zu beruhigen – das absolute Kontrast-Programm: Steinbichlers mit Matthias Brandt. Und hier noch die • Chaos-Queen Amelie •. Richard Brock (Heino Ferch) und Gerhard Mesek (Juergen Maurer) Copyright: ZDF/Petro Domenigg In 'Spuren des Bösen – Wut' muss Richard Brock einen flüchtigen Mörder finden. Das ZDF zeigt den Krimi am Montag, 29. Januar 2018, 20.15 Uhr. Neben Heino Ferch als Verhörspezialist Brock spielen im siebten Film der erfolgreichen ZDF/ORF-Krimireihe Tobias Moretti, Juergen Maurer, Sabrina Reiter, Gerhard Liebmann, Matthias Hack, Erwin Steinhauer und andere. Erneut führte Andreas Prochaska Regie, das Drehbuch schrieb wieder Martin Ambrosch. Die Wiener Polizei wendet sich bei einem Großeinsatz an Richard Brock: Er soll Dienststellenleiter Gerhard Mesek (Juergen Maurer) unterstützen, einen flüchtigen Mörder zu finden. Heikel ist, dass es sich dabei um einen Mann aus den eigenen Reihen handelt: Bezirksinspektor Manfred Reiser (Tobias Moretti), der vermutlich seinen Sohn getötet und einen Kollegen, der ihn festnehmen wollte, schwer verletzt hat. Als Richards Tochter Petra (Sabrina Reiter) beim gleichen Großeinsatz eine Panikattacke erleidet, begreift Brock, dass das aktuelle Geschehen mit einem früheren Fall in Verbindung steht, bei dem Petra angeschossen wurde. Bei seinen Nachforschungen wird Brock mit Korruption und polizeiinternen Machenschaften konfrontiert. Dabei ahnt er nicht, dass sein eigenes Leben bereits in Gefahr ist. Ansprechpartnerin: Lisa Miller, Telefon: 089 – 9955-1962; Presse-Desk, Telefon 06131 – 70-12108, Fotos sind erhältlich über ZDF Presse und Information, Telefon: 06131 – 70-16100, und über Mainz, 25. Januar 2018 ZDF Presse und Information.
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March 2019
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